Sonntag, 22. Januar 2017

Johanna (5): Das Mädchen und der verkleidete König


Johanna von Orléans: Das unglaubliche Mädchen



Als Johanna mit ihrer Eskorte im März des Jahres 1429 in Chinon eintraf, war man sich im königlichen Schloße nicht sicher, ob man sie überhaupt empfangen sollte. Ein einfaches Mädchen vom Lande, dass sich als Botin Gottes ausgab und Frankreich retten wollte, hörte sich wohl auch für damalige Verhältnisse recht abenteuerlich an. Andererseits dürfte aber auch am Hofe jene Prophezeiung bekannt gewesen sein, die im Volk kursierte.
   Man entschied sich für einen Kompromiss. Sie sollte erst einmal vom königlichen Rat (Beraterstab) befragt werden.  

Als Johanna dann vor eben diesen Rat erschien, sagte sie: "Ich habe zwei Dinge als Auftrag vom Herrn des Himmels - einmal die Belagerung von Orleans aufzuheben und zum anderen den König zu seiner Weihe und Krönung nach Reims zu führen. "
   Hierzu sei angefügt, dass in Reims traditionell die französischen Könige gekrönt wurden, dies aber im Falle von Karl VII nicht geschehen war, da die Stadt fest in englischer Hand war.
    Der Rat befragte nun Johanna ausführlich, war sich am Ende aber uneins, ob man ihr Glauben schenken sollte oder nicht. Schließlich aber entschied man, dass der König sie anhören sollte.
   Dieser aber zögerte und befahl, dass Johanna erst noch von einigen Kirchenmännern befragt werden sollte. Erst als diese dann auch zustimmten, gab der König grünes Licht für eine Anhörung.

Die Begegnung mit dem König verlief dann etwas seltsam. Johanna hatte gegenüber dem Rat  - wohl im Vertrauen auf ihre Stimmen -  behauptet, dass sie den König - den sie noch nie gesehen hatte - unter Vielen erkennen würde. Und so war man (heimlich) überein gekommen, dies auszutesten. 
    Als sich nun der ganze Hof - etwa 300 Personen - zum Empfang von Johanna im Königssaal versammelt hatte, blieb der König selber erst einmal fern. Stattdessen gab sich jemand anders als König aus. Johanna durchschaute den Schwindel sofort und sagte ihm auf den Kopf zu: "Du bist nicht der König!"
   Als sich schließlich der König - in unauffälliger Kleidung - heimlich in den vollbesetzten Saal schlich und sich unter die Dienerschaft mengte, erkannte sie ihn sofort. Selbst als er abstritt der König zu sein, beharrte sie darauf. Später vor Gericht gab sie an, dass sie sich deshalb so sicher gewesen wäre, weil es ihr die Stimmen gesagt hätten.

Nun kann man sich natürlich die Frage stellen, ob nicht vielleicht Johanna auch an der Reaktion einiger im Saal gespürt hat, dass der König hereingekommen war. Menschliches Verhalten ist durchaus verräterischer als man so meint. Andererseits wird man noch sehen, wie präzise Johanna Dinge einschätzte und vorhersagte. Was die behaupteten "Stimmen" schon recht wahrscheinlich macht.

Nun endlich konnte Johanna  ihre Botschaft dem König persönlich  ausrichten:"Sehr edler Herr Dauphin, ich bin gekommen und von Gott gesandt, um dir und deinem Königreich Hilfe zu bringen "

Fortsetzung folgt


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