Dienstag, 24. Januar 2017

Johanna (6): Göttliche Zeichen?


Johanna von Orleans bei der Krönung von Karl VII.  

Karl VII, der junge französche König, zeigte sich recht beeindruckt von Johannas ersten Auftritt am Königshof und einem anschließenden privaten Gespräch mit ihr. Aber er gehörte zu den vorsichtig-wankelmütigen Naturen, die sich ungerne festlegen. Und so ordnete er an, dass Johanna noch einmal von einem erlesenen Kirchengremium auf Herz und Nieren geprüft werden sollte.

Johanna war davon wenig angetan und hielt das Ganze für einen unnötigen Zeitverlust. Aber sie musste sich wohl oder übel der königlichen Anordnung fügen und wurde ein paar Wochen lang in Poitiers einer strengen Prüfung durch ein kirchliches Komitee unterzogen.

Dort schlug sie sich trotz ihrer mangelnden Bildung recht achtbar. Man war hin- und hergerissen, ob man ihr glauben sollte oder nicht. Schließlich kam es zu folgendem Dialog zwischen einem Kirchenoberen namens Seguin und Johanna:
S:"Glaubst du an Gott?" 
J:Ja, besser als du!" 
S:"Aber Gott will nicht, dass dir geglaubt wird, es sei denn es kommt ein Zeichen, das zeigt, dass wir dir glauben sollen. Wir können dem König nicht den Rat geben auf eine einfache Behauptung hin dir zu vertrauen und Soldaten in Gefahr bringen. Hast du sonst nichts zu sagen?"
J: Im Namen Gottes! Ich bin nicht nach Poitiers gekommen um Zeichen zu geben. Aber bringt mich nach Orleans und ich will Euch Zeichen geben, warum ich gesandt bin."
Der Rat forderte also ein Zeichen, Johanna forderte Vertrauen. Eine klassische Pattsituation!

Schließlich soll es aber doch ein solches Zeichen gegeben haben. In einem privaten Gespräch mit dem König - im Beisein eines Kardinals - soll sie dann dem König ein Zeichen gegeben haben, was ihn endgültig überzeugte.
  
Über dieses "Zeichen" ist viel gerätselt und spekuliert worden. Am Plausibelsten erscheint die Version, dass sie dem König eine Sache gesagt hat, die nur er selber wissen konnte. Angeblich soll es sich um ein besonderes Gebet handeln, dass er in seiner Privatkapelle gesprochen hatte und das Johanna bezüglich Zeitpunkt  und Inhalt richtig wiedergab.
  
Und noch ein weiteres Zeichen soll geschehen sein. Als man Johanna nun eine Waffenrüstung anfertigte, bestand sie auf ein Schwert, was in der Kapelle der heiligen Katherina befinden würde. So hätten ihr es die Stimmen gesagt. Man forschte nach dem Schwert und fand es tatsächlich eingegraben hinter dem Altar.
   Allerdings bleibt auch bei diesem Zeichen eine gewisse Skepsis, weil Johanna hier öfters gebetet hatte. Theoretisch also von dem Schwert gewusst haben konnte. Andererseits begeben sich Gläubige selten bis nie hinter einen Altar ... so spricht denn doch Einiges für die Version von Johanna. Auch der König sah es so, und schenkte ihr begeistert eine Scheide für das Schwert.

Dann endlich war es soweit. Am 29. April 1429 brach Johanna, auf einem schwarzen Hengst mit der Fahne in der Hand,  an der Spitze eines Heeres in Richtung Orleans auf. Ihre eigentliche Mission konnte beginnen.

Fortsetzung folgt

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